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Rubrik: Pflanze / Tier / Thema des Monats
April 2024: Die Blaue Holzbiene ( Xylocopa violacaea )
"Wenn mir doch jemand sagen könnte, welches große schwarze Insekt in meinem Garten herumfliegt. Es brummt wie eine Hummel, sieht aber nicht aus wie diese." So erlebt in Marburg an der Lahn bei einer Stadtführung. Dem Manne konnte geholfen werden. Es handelt sich um die Wildbiene des Jahres 2024, die Blaue Holzbiene. In Süddeutschland kennt man sie schon lange. Durch die Klimaerwärmung hat sie sich bis in den Norden Deutschlands ausgebreitet. Sogar aus Süd-Schweden und dem Baltikum wurden Funde gemeldet. Die Blaue Holzbiene gehört zur Insektenordnung der Hautflügler, die durch vier durchsichtige Flügel gekennzeichnet sind. Sie ist mit 2,8 cm Länge die größte heimische Bienenart. Sie ist kaum zu übersehen und leicht zu bestimmen. Sie gehört zu den Wildbienen, die im Gegensatz zur Honigbiene, die oft große Völker bildet, solitär leben. Ihre Schönheit zeigt die Holzbiene bei Sonnenschein. Dann glänzt der schwarze Panzer metallisch und die Flügel leuchten auffällig blau. Ihren Namen bekam sie wegen ihrer Angewohnheit, Gänge und Höhlen in morsches Holz zu bohren und zu beißen (raspeln). Ihre Kauwerkzeuge sind so kräftig, dass sie dabei richtiges Sägemehl produziert. Futterpflanzen sind Schmetterlings-, Korb- und Lippenblütler. Falls die Honigbiene trotz ihres langen Saugrüssels nicht an den Nektar herankommt, beißt sie gerne ein Loch in den Blütenboden und betätigt sich als Pollenräuber, denn mit dieser Methode erfüllt sie nicht die Aufgabe der Bestäubung. Wenn im Hochsommer an unserem Gartenzaun in Filderstadt die Breitblättrige Platterbse blüht, ist die Holzbiene ständiger Gast. Da sie sehr unruhig von einer zarten Blüte zur anderen fliegt, ist sie kaum auf ein Foto zu bannen. Mehr Glück hat man an stabilen Korbblütlern oder am morschen Holz. In sonnenbeschienene Baumstämme, morsche Zaunpfähle oder Balken nagt sie mit ihren kräftigen Kiefern fingerdicke bis 30 cm lange Gänge, in denen sie ihre Nistzellen anlegt. In jede Zelle legt sie zu einem Ei eine zähe Pollenmasse als Proviant für ihren Nachwuchs. Mit dem Verschließen der letzten Zelle ist ihre Arbeit getan. Brutpflege ist nicht. Der Nachwuchs muss sich nun um sich selbst kümmern. Im Juli schlüpft die nächste Generation. Während bei den meisten Wildbienen nur die Weibchen überwintern, tun dies bei der Holzbiene beide Geschlechter in Mauerspalten oder anderen geschützten Verstecken. Erst im Frühjahr erfolgt die Paarung. Noch Wissenswertes:
Wenn wir in unseren Gärten ihre Futterpflanzen kultivieren und den ein oder anderen morschen Pfahl oder Baumstamm stehen lassen, werden wir viel Freude an der schillernden Schönheit haben. Quellen:
Text: Brigitte Spahr, Fotos: A. Calmbacher, R. Böcker Hinweis:Die vorhergehenden Beiträge (über 150 Berichte Stand 2024) "Art des Monats" können jahrgangsweise oder einzeln im Archiv (hier klicken) dieser Homepage nachgelesen werden. |